Samstag, 7:45 Uhr. Morgens. Ich tanze, hüpfe springe durch die Straßen, einen Suppentopf (Kaufland, 13 Euro) in meiner Hand. Ein paar scheue Sonnenstrahlen lugen hinter den Wolken hervor, bevor der Himmel sich verschließt. Die Welt ist schön, das Leben gut, und alles so leicht, so leicht, so leicht. Gestern verstarb Doktor Helmut Kohl, Kanzler der Einheit und Möchtegern-Friedensnobelpreisträger. Die sprichwörtlichen bleiernen Kohl-Jahre, sie sind endlich vorbei. Ich fühle mich leicht, befreit, beschwingt, und frage mich, ob das wirklich daran liegt, dass der Oger von Oggersheim das Zeitliche gesegnet hat, oder ob es vielleicht an „Heartbreaks and Milkshakes“, der aktuellen Platte der The Sewer Rats, liegt, die ich mir am Tage von Kohls Dahinscheiden gekauft habe und die gerade meine Ohren beschallt. Bombenlaune in Tonträger gebrannt, Powerpop mit Rock’n’Roll-Grundierung, mal schneller, mal langsamer, das Label (Rookie Records) ruft laut „Queers“ in den Raum, mitunter klingen da die Turbo ACs durch, und irgendwann überkommt mich das Gefühl: Verdammt, die klingen nach, nach, nach… Psychotic Youth! Vor allem die poppigeren Stücke. Kenner der Materie wissen, dass es kein größeres Lob gibt.
Wie das schon losgeht mit „PCH 101“, einer der schnelleren Nummern, wie das schon weitergeht mit „Danny has a date“, um dann mit „I don’t like you (when your girl’s around)“ direkt weiterzugehen um erst nach guten 30 Minuten, 12 Songs, zu enden. (Oder auch nicht; schlaue Menschen nutzen die Repeat-Funktion.) Zum Durchdiegegendspringen, zum Gutgelauntallesabreißen und vor allem ein großer Trost, jetzt, wo Dr. Helmut Kohl, Kanzler der Einheit und Großer Europäer, von uns gegangen ist. Schön, dass es doch noch einen Grund gibt, weiterzuleben. Direkt nochmal hören. Laut.
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