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Wenn die politischen Vertreter des Neoliberalismus in all‘ ihren Schattierungen plötzlich zur Solidarität aufrufen, nur weil eine Pandemie über uns hereinbricht, hört man am besten höchstens aus Gründen des Amüsements hin. Unsereins befolgt solche Anweisungen grundsätzlich nicht, und mit wem ich solidarisch bin, suche ich mir immer noch selbst aus. Die deutsche Volksgemeinschaft gehört eher nicht dazu.

Hoch die internationale Solidarität rufe ich da lieber und denke dabei konkret an die vielen Menschen im touristischen Sektor, die momentan darben, weil so wenige reisen. Solidarisch ist es, momentan Urlaub zu machen, und supersolidarisch, es in einem Hochinzidenzgebiet zu tun.

So nahm ich die Mühen und Gefahren auf mich, die ein Beifahrersitz, auf dem man rumlümnmelt, mit sich bringt, und sitze nun in Kroatien in einem Zelt.

Kroatien, Hochinzidenzgebiet. Mit einer Gesamtinzidenz, die derzeit niedriger als die des Stadtteils, in dem ich wohne, ist. Und die Inzidenz in Istrien, wo der Urlaub stattfindet, ist lediglich bei paarunddreißig. Ich sitze auf einem Campingplatz an der frischen Luft, die Abstandsregeln NICHT einzuhalten wäre angesichts der Füllung der Anlage schwierig, und dass ich bei der Rückkehr erst einmal in Quarantäne muss (Stand heute), ist einfach nur lächerlich.Aber es wert. Sonne, die malerisch im Meer versinkt. Meer, in das malerisch die Sonne versinkt. Felsen, die einen malerischen Kontrast zum Versinken der Sonne im Meer bilden. Und überall steht antiker Krempel in Form von Tempeln, Triumphbögen und Amphitheatern herum, weil die Römer nicht hinter sich aufgeräumt haben.Da nimmt man rückblickend selbst das Generve fürs Hinkommen auf sich. Den ersten PCR-Test, dessen Ergebnis erst kurz vor Frankfurt vorlag. Das ewige Warten bei der Einreise nach Kroatien (knapp zwanzig Minuten), garstige Grenzbeamte in Österreich („Wohin geht’s?“ – „Kroatien.“ – „Passt.“) und die unsolidarisch leeren Autobahnen.

Und dann ist man da. Oder, besser gesagt, hier. Urlaub ist ein Zustand, vor allem am Mittelmeer. Ein wohliger Zustand, nur ab und an unterbrochen von der bohrenden Frage, warum man eigentlich immer noch im Schlamm irgendwo im kalten Norden wohnt.

now playing: but alive – Nie mehr zurück: https://m.youtube.com/watch?v=aRrs0Qp2VE4

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