Krumen KW15/16

Mein privates, aus Solidarität mit meinem Girokonto erlassenes Gas-Embargo wird gerade auf die Probe gestellt. Ärgerlich, wenn man um fünf Uhr aufsteht, gedankenlos vor sich hin lüftet und irgendwann bemerkt, dass es kalt ist. Dafür bringt der Einkauf frühmorgens um acht die Beobachtung, dass um diese Zeit circa 50 Prozent der Supermarktkunden maskenlos unterwegs sind, während ansonsten immer nahezu alle den Lappen vor der Schnüss haben. So bleibt wenigstens etwas, worüber ich nachdenken kann, während ich die nächsten acht Stunden ein Telefon bewache. Ansonsten ist das Tagwerk bereits vollbracht, sieht man mal vom Der dumme August-Konzert am heutigen Freitagabend ab.


Das eigene Altern bringt es mit sich, dass auch die eigenen Eltern altern, und man beim Besuch bei ihnen mit hervorragenden Handy-Fotos von ihrer zukünftigen Grabstätte begrüßt wird. „Da liegen wir dann demnächst.“ Als dann noch erwähnt wird, dass der Liegeplatz bereits bezahlt sei („Damit du das weißt, falls wir beide gleichzeitig sterben.“), vertreibt auch das frühlingshafte Essen (weißer Spargel „klassisch“) den Hauch des Morbiden nicht wirklich.


Es gibt nichts Besseres, als hoch nach Mijas zu wandern, dort eine Chorizo-Semmel zu verspeisen und während dieser Jause auf den campo zu blicken. Oder aufs Meer. Oder die Berge. Oder, wenn man klug ist, auf alles gleichzeitig. Das denkt man sich zumindest, wenn man dort sitzt und in den campo schaut oder aufs Meer oder auf die Berge oder, wenn man schlau ist, auf alles gleichzeitig.

Das denkt man sich auch noch, wenn der Flieger nach drei Stunden Flug in den Niederungen des oberen Rheindeltas landet. Das denkt man sich vielleicht noch, wenn das Plattenladenpersonal einem erst den Kauf vorbestellter Ware verweigern will, mit dem Argument, man sei so ekelhaft braun, was in einem politischen Kontext meines Erachtens ein valider Grund wäre, aber nicht, wenn es um Menschenrechtsfragen wie Urlaub geht. Das denkt man sich dann schon weniger, wenn man anschließend mit anderen Menschen, die dieses Menschenrecht auf langen Urlaub ebenfalls zu schätzen wissen, in der Sonne sitzt und fachsimpelt. Und wenn man abends zur Begrüßung bekocht wird, denkt man sich, dass es hier doch auch sehr okay sein kann, zumindest in den sonnigen Jahreszeiten.

Schön, wieder daheim zu sein. Und ausspannen zu können, als Vorbereitung auf den Frankreich-Urlaub demnächst.

Schreibe einen Kommentar