Unserer kleinen zweiköpfigen Reisegruppe wurde „ausufernder Urlaub“ vorgeworfen, festgemacht an der Dauer der Reise. Typisch für die heutige Zeit, in der alles gemessen wird und in der in Excel-Tabellen gedacht wird.
Die zeitliche Dauer eines Urlaubs hat nichts damit zu tun, ob er zu lang ist. Ein Urlaub ist genau dann lang genug, wenn man sich gegen Ende denkt, dass es doch auch ganz schön wäre, wieder daheim zu sein. Daran, und nur daran misst sich, ob der Urlaub lang genug ist; er ufert erst aus, wenn man *lieber* wieder daheim wäre.
Der Urlaub ist also keinesfalls ausgeufert, zumal eine Rückkehr einige Tage früher viel Geld für PCR-Tests gekostet hätte, die die Woche drauf nicht mehr nötig waren. So ging das Geld an einen Campingplatz, und war dort auch wesentlich besser angelegt.
Und nun bin ich seit einigen Tagen zurück im Problemviertel meiner Wahl, das Klingen von Alkohol im Ohr und den Duft verdunstenden Urins in der Nase. Am ersten Morgen direkt ein Diensttelefonat mit dem Finanzamt, das die alte Weisheit bestätigt, dass die Rädchen im System in ihren Regeln recht umgänglich sind, wenn man sie behandelt, als wären sie Menschen.
Trends sind dazu da, sie mitzumachen, und ich fand die vielen selbstgefälligen „Ich habe Impfe“-Postings in diesem Netzwerk so richtig sympathisch. „Hey, ich hab mich abspritzen lassen und darf bald wieder Dinge, die ihr Idioten noch lange nicht dürft.“ Oft von denjenigen, die seit Beginn der Covidiotie Solidarität hier und dort und überhaupt einfordern, und jetzt plötzlich alle unglaublich krank sind oder irgendeine Tante von einem Schwippschwager in Hinterpusemuckel ausfindig gemacht haben, um die sie sich dringend kümmern müssen, damit sie ganz solidarisch in der Impfreihenfolge aufrücken.
Da will unsereins natürlich auch dabei sein, und da zufällig im Problemveedel meiner Wohnsitzwahl – Mülheim am Rhein – gerade asiviertelsondergeimpft wurde, nahm ich am Samstagmorgen meinen Ausweis, mein Impfheftchen und mir eine halbe Stunde Zeit und habe seitdem J&J intus. So einfach kann es sein. Was meine Herangehensweise, sich um nix zu kümmern, mal wieder grandios bestätigt, wenn ich bedenke, welche Verrenkungen andere hingelegt haben, nur um an Stoff zu kommen.
Das meiste super also auch nach Heimkehr, nur das Morgenschwimmen im Mittelmeer fehlt ein wenig. Und die Mittagsplantscherei. Und natürlich das Baden am späten Nachmittag. Und das Schlafen im Zelt. Und die istrische Landschaft. Und die süüüüßen Delphine, die vor selbiger rumschwammen.
Urlaub in der Pandemie ist phantastisch, vor allem ist es schön leer, weil die ganzen Feiglinge zuhause bleiben. Da erkennt man, wem Urlaub wirklich etwas bedeutet, und wer nur Pseudourlauber ist. Bleibt doch einfach daheim, meinen Segen habt Ihr.